Mittwoch, 19. Dezember 2012

Gastbeitrag bei kathatravelling.wordpress.com


Die Anfrage einer Freundin aus Düsseldorf, für die Weihnachtsmarkt-Serie in Ihrem Blog einen Gastbeitrag über Hamburg zu verfassen, sorgt für eine angenehme Unterbrechung des Alien-Winterschlafs:

http://kathatravelling.wordpress.com/2012/12/17/christmas-market-no-4-hamburg/

Donnerstag, 5. Juli 2012

Your alien...

...wohnt jetzt in der geilsten Stadt Deutschlands, Hamburg.

Im April 2012 war es schon klar, dass es nach HH geht. Hier ist die Story der Vorfreude und des Wohnung-Suchens: 


Hamburg, wir kommen ...Bald.
10.04.2012



Da habe ich aber bald einen ziemlichen Weg hinter mir, eine richtige moderne Odyssee. Mit 11 Jahren von Tuzla (Bosnien) nach Österreich und nach 4 Jahren dort wieder zurück nach Tuzla. Dann 10 Jahre in Frankfurt am Main. Und dann die schwarze Phase: bald 1 Jahr in Düsseldorf. Doch bei einem Jahr in Düsselkaff wird es zum Glück bleiben: Ab Sommer 2012 heißt es bye-bye, Düsselkaff, hello Hamburg! 

Endlich in der coolsten Stadt Deutschlands leben, endlich Schanzenflair, wann immer man will und shoppen in den schönen Läden auf der Marktstraße, solange das Portemonnaie mitmacht. Das Jahr in Düsselkaff war so schlimm, dass ich vor wenigen Tagen sogar Prousts "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" gekauft habe. Das komplette Werk, in 3 Bänden. Seit Jahren will ich den Roman mal lesen, aber noch nie hat er so gut gepasst, wie jetzt, kurz bevor ich in Hamburg, die verlorene Zeit wiedergutmachen kann. Und DAS kann ich kaum erwarten!

Doch bevor das süße Leben in Hamburg losgeht, müssen mein Mann und ich dort erst einmal ein gemütliches Heim finden! Daher hieß es bei uns an Ostern: Wohnung statt Eier suchen. 


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Wohnungssuche in Hamburg
12.04.2012

Die zweite 'Suchwoche' hat angefangen. Mir kommt es vor, als suchten wir schon viel länger. Unzählige Altbauten verschwimmen vor meinen Augen, Makler-, Straßen-, Stadtteilnamen... Und meine Verwandten in Hamburg waren so freundlich sich sogar schon 2 Wohnungen für uns mal anzuschauen, da wir bei den Terminen an Werktagen nicht einfach mal schnell hinfahren können, da wir ja noch hier in Düsselkaff arbeiten. Bei beiden Wohnungen sind mein Mann und ich nur 1 von vielen Parteien, die Interesse haben - wie könnte es auch anders sein. Ich hoffe wohl immer noch auf eine Wiederholung des Wunders, das wir in Frankfurt erlebten, als wir unsere erste gemeinsame Wohnung suchten: Besichtigungstermin im Frankfurter Nordend, die Wohnung direkt vom Vermieter, und wir 30 Minuten später die glücklichen Mieter. Wir sahen, er sah, wir gefielen, er holte den Vertrag raus, wir unterschrieben. Ende der Suche. Nach knapp 40 Besichtigungen - sollte ich wohl vollständigkeitshalber dazu sagen.
So weit sind wir ja in Hamburg noch nicht.

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Die ersten Wohnungsbesichtigungen in HH
15.04.2012

Sonnenklar: Was ich spüre, ist der Zauber des Anfangs von dem Hesse geschrieben hat. Der Zauber, "der uns beschützt und der uns hilft, zu LEBEN". Über den Lichtern des Elbtunnels der mächtige Fluss. Wir tauchen hinein, tauchen hindurch, schwimmen voran, um in einem neuen Leben anzukommen. So fühlt man sich, wenn man in eine neue Stadt kommt, um sich dort sein zuküntiges Heim, seinen neuen Ankerpunkt zu suchen. Bei Hesse heißt das:

Wir sollten heiter Raum um Raum durchschreiten,
an keinem wie an einer Heimat hängen.
Der Weltgeist will nicht fesseln und uns engen,
er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten. ...
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.


Und weil ich mir in dem geliebten Hamburg keine "lähmende Gewöhnung" vorstellen kann, denke ich mir, vielleicht, ja vielleicht, ist es endlich ein inneres Ankommen.


Das physische Ankommen geschieht derweil im Generalsviertel im Stadtteil Hoheluft-West: der erste Besichtigungstermin ist in der Gneisenaustraße. Das Viertel trägt seinen Namen offenbar deswegen, weil die Straßen des Viertels die Namen preußischer Generäle tragen sowie den Namen des preußischen Ministerpräsidenten und deutschen Reichskanzlers Fürst von Bismarck. 

Foto: Wikipedia Artikel "Generalsviertel", veröffentlicht von Soumabrata Roy
Wir sind 15 Minuten früher da - und mind. 5 weitere Paare auch. Die Gegend gefällt uns sehr gut. Erinnert uns an das Frankfurter Nordend: viele schöne Altbauten und die Umgebung wirkt lässig-gehoben. Aber viel wissen wir nicht - und es kann auch alles ganz anders sein. Die wartenden Paare sind jüngere, recht stylish, locker und freundlich wirkende Menschen. Aber auch das auf den ersten Blick hippe Nordend hatte unter der coolen Oberfläche seine mehr oder weniger offensichtlichen Spießer. Das wird im Generalsviertel sicherlich nicht anders sein.

Eins der Paare klingelt und wir werden alle schon reingelassen. Das Treppenhaus ist schön, hell, geräumig und wirkt gepflegt.  In der Wohnung sind tatsächlich schon Interessenten, die noch früher angekommen waren. Die 68 qm sind voll mit Menschen, die sich wie Ameisenhaufen von Zimmer zu Zimmer bewegen. Die Luft vibriert erfüllt von unsichtbaren jungen Hoffnungen: Es ist eine sehr schöne Wohnung. Doch für uns ist sie zu klein bzw. zu ungünstig geschnitten (in FfM hatten wir zwar nur 63 qm, aber dank optimaler Verteilung hatte es dort wunderbar gepasst).

Nun geht's auf die andere Seite der Alster: Uhlenhorst - oder eigentlich eher Barmbek, doch Uhlenhorst hörte sich wohl im Expose besser an. Die Wohnung ist super geschnitten, wir müssten allerdings renovierungstechnisch ziemlich viel machen, bis wir die Wohnungsqualität hätten, die wir uns wünschen. Und es bliebe immer noch das 'ranzige' Treppenhaus, das der Hauseigentümer offenbar jahrelang vernachlässigt hat. Tag ein, Tag aus der Hauch des Zerfalls. Also war diese Wohnung auch nichts für uns.


Bevor wir uns mit meinem Cousin und seiner Frau treffen, gehen wir zum Frühstücken auf die Schanze - in die Kostbar. Sowohl  das Essen in der Kostbar als auch das Treffen der Verwandschaft gehören schon zu unseren kleinen Hamburger Traditionen.

Schönwetterschanze: Gestern in der Kostbar,
 Susannenstraße Ecke Rosenhofstraße
Mein Mann versucht noch 2 Makler zu erreichen - ohne Glück. Aber beim 3. klappt's - es ist derjenige, den der neue Arbeitgeber meines Mannes auf unseren  'Fall' angesetzt hat. Der Makler weiß noch nicht, dass wir diese Suchenden sind - die Wohnung, die wir uns von ihm zeigen lassen wollen, passt nicht ganz zu unseren Suchkriterien. Sie hat mind. 1,5 Zimmer mehr und ist auch entsprechend teuerer. Aber sollte es DIE  Wohnung sein, dann würden wir uns das doch durch den Kopf gehen lassen...

Es war dann doch nicht die perfekte Wohnung. Eine wunderschöne Wohnung zweifellos, doch perfekt nicht: kein Fenster im Bad, Hochparterre; die Lage war nicht so gut, da sich auf der einen Seite eine große Kreuzung befindet und auf der anderen eine viel zu verschlafen wirkende Nachbarschaft. Doch der Makler war perfekt für uns: statt des erwarteten gelackten Anzugtyps stand vor uns ein lockerer, casual gekleideter jüngerer Mann, der uns zwar zuerst Schutzpantoffeln 'aufschwatzte' (der Boden wurde frisch gemacht), uns aber gleich das Du anbot und dabei einfach nur sympathisch und kein bisschen anbiedernd wirkte. Er hat sich viel Zeit für uns genommen und weiß jetzt sehr genau, was wir suchen.


Dann noch eine Besichtigung in der Löwenstr. Uiuiui hier sind wir noch etwas gehobener unterwegs. Auch hier konkurrieren atemberaubende Altbauten untereinander - einer feiner als der andere. Das wirkt etwas steif, irgendwie ist alles so still, als ob die Straße allein mit der Schönheit der Bauten beeindrucken wollte. Ich will in Hamburg leben und erleben, nicht promenieren. Jedoch: Lieber Löwenstraße als die Uhlenhorst-Wohnung - so spießig sind wir dann doch. Mir gefällt die Wohnung sehr gut, aber nach der Besichtigung, im Gespräch mit meinem Mann, wird klar: auch hier passt nicht die Aufteilung. Zu viele qm gehen auf Flur & Küche drauf, knapp zu wenig bleibt für die Zimmer übrig.


Bevor es nach Hause geht, drehen wir noch eine Runde durch das Generalsviertel. Wir wollen die Gegend mal gastronomisch testen und entscheiden uns, im Mansaaf, einem palästinensischen Restaurant, zu Abend zu essen. Die Speisen (ich: Couscous Vegetarisch; mein Mann: Falafel mit gem. Salat, Tahinasauce & Harissa) sind qualitativ sehr gut, die Zutaten sind frisch. Insgesamt könnte das Essen würziger sein. Die Servicekräfte sind sehr freundlich, aber bisher habe ich das in Hamburg auch noch nicht anders erlebt.


Der anstrengende und aufregende Tag hatte für mich um 5:15 angefangen. Etwa um 23:40 sind wir wieder in Düsseldorf und eine Stunde später bin ich im Bett. Mein Mann, der Motorsport-Freak, sieht sich noch das Formel 1 Training an, das er aufgenommen hat, weil er es morgens nicht live schauen konnte. Manches dürfte auch in Hamburg absolut gleich bleiben ;o)


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Die Ernüchterung nach der Schanzen-Chance
24.04.2012


Das vergangene Wochenende waren wir in Frankfurt auf einer Hochzeit, daher gab es für uns keine weiteren Besichtigungen. Letzte Woche hatten wir eine perfekte Wohnung in der Schnazengegend gefunden, doch obwohl es zunächst gut aussah, hatten wir letztendlich keine Chance. Die Schanzen-Chance ist wohl daran gescheitert, dass die Besichtigung unter der Woche war und wir leider wieder nicht persönlich hinfahren konnten, sondern meinen Cousin und seine Frau stellvertretend geschickt hatten - natürlich in Absprache mit der Maklerin. Alles lief gut, aber es ist wohl verständlich, dass die Maklerin dem Vermieter keine Mieter empfehlen kann, die sie selbst gar nicht kennengelernt hat. Selbst dann nicht, wenn man, um sich auf eine ungewöhnliche, in Erinnerung bleibende Weise vorzustellen, einen  Zeitungsartikel in der Hamburger-Abendblatt-Optik layoutet und dazu einen Text über das sympathische junge Ehepaar schreibt, das aus Düssledorf endlich in seine Traumstadt Hamburg zieht und zum perfekten Glück nur noch die passende Wohnung braucht.

Und dann könnte da noch etwas eine Rolle gespielt haben oder auch in Zukunft spielen: Ich trage zwar durch die Heirat mit meinem deutschen Mann einen deutschen Nachnamen, aber ich habe natürlich auch schon überlegt, ob die Tatsache, dass ich keine deutsche Staatsbürgerin bin, unsere Chancen bei den etwas schickeren Wohnungen verringert. Wer weiß... Migration ist zwar überall, aber längst nicht überall willkommen. Und sicher nicht, bei irgendwelchen konservativen Wohnungsbesitzern. Ich stelle mir das dann so vor: "Die Interessenten aus Düsseldorf. Der Mann, Personalausweis, aha, deutscher Staatsbürger, Gutverdiener, passt, alles klar. Die Frau - oh- ein Pass. Keine Deutsche. Was ist sie? Bosnierin? Oh Gott, wo liegt denn das noch mal, war da nicht was mit einem Krieg? Ja, ja, ach ne, das ist uns zu unsicher. Wer weiß, ob das nicht nur eine Scheinehe ist und wir da in was mitreingezogen werden. Nein, nein. Lass uns doch lieber die Wohnung an Martin und Ingrid vermieten..." Und in meinem Kopf spielt 'ne Melodie...


...nur in meinem kopf, die dinge, die nur ich versteh 
nur in meinem kopf läuft das ab, was mich betrifft 
doch betrifft es dich und wirkt wie gift fur dich...

... die Fanta 4 haben sicher nichts dagegen, wenn ich das hier mal zitiere.

Was die Schanzen-Chance auf jeden Fall gezeigt hat, ist, dass unsere Chancen kaum besser werden, wenn wir Vertreter schicken. Was natürlich alles Andere als eine gute Nachricht ist. Man kann ja nicht jede Woche 2-3 Tage Urlaub nehmen, um zu Besichtigungen nach Hamburg zu fahren. Aber tatsächlich hat mein Mann morgen einen halben Tag Urlaub genommen, um sich abends 3 Wohnungen in Hamburg anzuschauen. 4 Stunden arbeiten, dann 4 Stunden von Düsseldorf nach Hamburg fahren und dann nach dem letzten Termin, der um 20 Uhr stattfindet, wieder 4 Stunden zurück nach Düsseldorf gondeln. Und das alles vielleicht für nichts. Und am Freitag fahren wir wieder hin, falls es bei mir so spontan mit dem halben Tag Urlaub klappt. Dann können wir wenigstens übers Wochenende bleiben und möglichst viele weitere Besichtigungen machen.

FAZIT zur letzten Woche: Die Wohnungssuche in einer Stadt, in der man noch nicht wohnt, ist noch viel, viel schlimmer, als die in der eigenen Stadt. Klar, damit sage ich nichts Neues, ich sage nur, es ist noch viel schlimmer, als man es sich vorstellt. Noch nicht einmal mit der Unterstützung eines Maklers und noch nicht einmal nach Anfrage bei einem Relocation-Service gibt es Abhilfe, sondern nur noch Ernüchterung. Ernüchterung fast bis zur Verbitterung. Aber nur fast! Denn noch haben wir Hoffnung und auch noch etwas Zeit - wenn auch nicht zu lang...


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Eine Hütte in Eimsbüttel & Deichkind @ Rote Flora
 08.05.2012

Okay, vergesst den schlechten Reim, was wichtig ist, und was ich voller neuer Hoffnung und Freude verkünden kann, ist: Es gibt sie noch - die Wunder, in der gar nicht wunderbaren Welt der Wohnungssuchenden, die Veni -Vidi-Vici-s über das Land der Immobillien-Alpträume. Wir haben seit heute eine Wohnung in Hamburg-Eimsbüttel! Also, heute wurde der Vertrag unterschrieben, den Schlüssel gibt's am 1. Juni. :)))))

Allerdings hatten wir auch schon Anfang letzter Woche eine Wohnung in HH-Winterhude, doch schon am Freitag hatten wir sie nicht mehr, denn der Makler (Hr. Krause) und die Verwaltung (Hr. Berger) waren der Meinung, man könne widersprüchliche Vertragsstellen tolerieren, andere Stellen wiederum ignorieren und, ohne dass der Vertrag unterschrieben ist, die Kaution und die Maklercourtage kassieren. Da mein Mann sich in diesen Punkten nicht kooperativ gezeigt hat, hat der Makler Krause uns die mit 15 € pro qm sowieso überteuerte Wohnung wieder entzogen.

Nach dem bitteren Gefühl am Freitag Mittag (es hatte sich einfach besser angefühlt, eine Wohnung zu 'haben'), entdeckten wir Freitag Nachmittag unsere Schanzenwohnung wieder - unter den neuen Angeboten auf den Immo-Seiten. Es war aber nicht die Schanzenwohnung, von der ich hier schon schrieb, sondern eine, die das erste Mal nur derart kurz online war, dass wir noch nicht einmal die Chance auf einen Besichtigungstermin hatten. Aber dieses Mal schon! Tatsächlich erfuhren wir sogar, dass ein Freund meines Cousins in diesem Haus wohnte, ein Schauspieler, dessen Frau, eine recht bekannte Schauspielerin ist. Wir erhofften uns dadurch Connections bzw. einen guten Draht zum Vermieter oder Makler. Als aber beim Besichtigungstermin am Samstag (wir sind nur wegen dieser Wohnung nach HH gefahren) das erste Pärchen mit Kind ankam und auch saucool war, wussten wir, dass wir keine Chance hatten.

Doch der Termin hat sich trotzdem gelohnt: Von dem lässigen, netten Schanzenmakler erfuhren wir, dass nur wenige Meter weiter ab 16 Uhr ein Konzert stattfinden würde und die Rote Flora nach einer anderen Band hohen Besuch - den Überraschungsgast Deichkind - erwartete. Und so war es auch! Schanze, Sonnenschein, Deichkind - und wir mitten unter Hunderten von Menschen! Hamburg liebt uns :) Auf YouTube gibt's auch schon Videos, hier ist eins für euch:





Zurück zum Wohnungswunder:
Gestern kam eine Wohnung rein, Schlump, 3 Zimmer, Altbau, wunderschön, direkt von der Vermieterin. Mein Mann kontaktierte sie sofort, fand die Dame am anderen Ende der Leitung sympathisch, blieb am Ball - selbst als die Dame abends anrief, um den morgigen Besichtigungstermin abzusagen, weil sie sich 'eigentlich' schon entschieden habe. Ich hörte meinen Mann "Schade" sagen, und dachte mir "okay, nur eine weitere Wohnung, mit der es nicht geklappt hat".

Doch, wir und der Schlump, wir hatten eine Geschichte: Vor etwa 1,5 Jahren als es weder Umzugspläne nach Düsseldorf noch nach Hamburg gab, nahm mich mein Mann bei einem HH-Besuch zum Frühstücken in ein Cafe mit, das unser Trauzeuge entdeckt hatte, als er den Junggesellenabschied meines Mannes in HH organisiert hat. Und als wir in der Nähe des Cafes parkten, zwischen diesen schönen Altbauten und die schmalen, ruhigen Gassen entlangschlenderten, während die Sonnenstrahlen  die Baumkronen vergoldeten, da wünschten wir uns, eines Tages da zu wohnen - und waren uns stillschweigend einig, dass dies nur ein Traum bleiben konnte. Diese Geschichte bekam die Vermieterin zu hören, als sie meinen Mann fragte, warum es denn so schade wäre, dass nicht wir die Wohnung bekommen. Und jetzt ist es noch einmal bewiesen: Wer Geschichten hat, ist reich. Die richtige Geschichte zum richtigen Zeitpunkt, kann entscheidend sein. Das wusste auch schon  Scheherazade.

Wir haben jetzt also ein Heim in Hamburg! Allen noch Suchenden wünsche ich viel Glück in der Immo-Wunderwelt - und vor allem wünsche ich euch die richtige Geschichte zum richtigen Zeitpunkt.


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Die Leiden der jungen Neu-Hamburger
05.07.2012

Boah. Es ist ja jetzt schon etwas länger her. Aber so ein Umzug, gerade aus einer Stadt in eine andere, ist ganz schön anstrengend und man hat eine Million Dinge drumherum zu erledigen. Aber, ich denke, die meisten, sind ja schon das eine oder andere Mal umgezogen und kennen das qualvolle Procedere. Ja, qualvoll:

Wohnung streichen (blau, rot, grün) und mit einer aufgeplatzten Blase am rechten Mittelfinger belohnt werden, die sich hartnäckig 2 Wochen lang hält.

Umzugskartons packen und auspacken und sich dabei geschätzt 50x an den scharfen Kartonkanten schneiden.


An den Wochenenden vor dem Umzug Vorbereitungen in der neuen Wohnung erledigen und zusammen mit dem lieben Gatten auf einer 90 cm breiten Matratze schlafen mit viel zu dünnen Decken und feststellen: Früher war das mit dem Aneinanderkuscheln irgendwie viel romantischer...

Nach der ersten Nacht in der neuen Wohnung morgens aufwachen und feststellen, dass man von einem trampelnden Kind in der Wohnung über einem geweckt wurde.

Am ersten Werktag, den man in der neuen Wohnung verbringt und selbst noch Urlaub hat, feststellen, dass das Kind auch tagsüber trampelt.

Wenige Tage später das Kind kennenlernen und feststellen, dass es gar nicht 150 kg wiegt, obendrein noch total süß ist und somit hassen nicht in Frage kommt.

Feststellen, dass die Wohnung schon voll ist, aber noch 20 Kartons auszupacken sind.

Feststellen, dass man vom Klo aus jedes Wort hört, das in der Wohnung über einem gesprochen wird, so auch dass die Mutter des süßen Kindes offenbar für das toll erledigte Geschäft des Kleinen mit Ausrufen wie "Hoiii" oder "Ja, toll" ihre Bewunderung zeigt.

Zum Meldeamt gehen und feststellen, dass sie in Hamburg 10 Euro für die Ummeldung verlangen. (Okay, das war nicht wirklich qualvoll. Ich hätte auch 20 gezahlt.)

So und nachdem die qualvollen Sachen aufgezählt wurden, kommen wir zu der einzig wichtigen, die so ganz und gar nicht qualvoll ist:

ICH LIEBE HAMBURG.

Ich liebe die Menschen, die Straßen, die Lockerheit, die Häuser, ja sogar das Wetter, das aus jedem Tag ein Überraschungsei macht.

Ja, man hat mir schon gesagt, dass ich immer eine Jacke dabei haben soll, aber ich bin jetzt so locker und lass das auch mal sein.

Was auf jeden Fall geblieben ist, ist mein grottenschlechter Orientierungssinn. Ich hab es geschafft, aus einem Weg, der eine Minute dauert, einen Weg, der eine Viertelstunde dauert, zu machen. Weil ich an der Bahnstation Sternschanze einen anderen Ausgang genommen habe als bei der Fahrt zuvor. Oder ist schon jemand vor mir um von der S-Bahn zur U-Bahn Sternschanze zu gelangen erst einmal durch den Schanzenpark gelaufen?


Samstag, 30. Juni 2012

von unterwegs...


ich habe jahrelang gewartet, um mich letztendlich mit anfang 30 auf die suche nach der verlorenen zeit zu machen. und nun liegt marcel proust zwischen meinen schenkeln. angelesen, doch noch nicht warmgelesen. er wird mich doch nicht etwa enttäuschen? mein kopf hat seinen eigenen kopf, er hat gerade eine unbändige lust, auf der harten rückenlehne des bussitzes abzuhängen. und nichts weiter. jemand hatte es schon nach 20 min fahrt geschafft, die toilette zu verstopfen. der busfahrer hält, badet quasi die scheiße aus. mein kopf filtert den geruch weg. ich bin nicht hier. ich bin in den weichen weißen wolken. kopflos. weil er mich sonst nicht freilässt.
eine ältere dame beschuldigt 2 jungs, noch unter 10, die ihr verdächtig oft um die toilette geschlichen sind. sie macht es gleich zweimal. mir tun die kinder leid. ich filtere sie alle weg. da fällt mir ein, neulich im fernsehen gehört zu haben, die deutschen seien mecker-weltmeister. das passiert nur, wenn es einem recht gut geht. also kein grund zur besorgnis. ich denke an die eine stunde shiatsu-massage, die ich mir am donnerstag im urlaub in st. peter-ording gegönnt habe. ich versuche, mich in den entspannten zustand dieser einen stunde hineinzuversetzen. unmöglich. mein körper, so voller spannung, so unbequem sitzend, ist zu präsent. mein kopf - ich kann nicht entscheiden, ob er sich nun zu sehr oder zu wenig dem körper widmet. und seinem unbehagen. oder ist gerade das unbehagen kopfsache? marcel wimmert leise, mit dem gesicht nach unten, auf meinem schoß. "der roman marcel prousts ist ein werk der erinnerung, beschwörung des vergangenen lebens." sagt die rückklappe. die erinnerung, denke ich, die sitzt tief. vielleicht ist das ihre einzig richtige platzierung. vielleicht, denke ich, sollte sie da bleiben. sie ist eine andere als ich.

Donnerstag, 10. Mai 2012

Wer "Kommst du klar?" fragt,

...riskiert 'ne dicke Lippe.

Heute Morgen entdeckte ich beim Schnell-Scrolling durch die Facebook-Status-Updates auch den eines Bekannten, der Engländer ist und mit dem 'good old German' hin und wieder noch ein paar Probleme hat. Ich hatte ihn hier schon einmal erwähnt, als er an Silvester statt Killepitsch "Kill the bitch" verstanden hatte ;))
Dieses Mal ging es um die wunderbar unschuldige, typisch deutsche Frage: "Kommst du klar?". 

Nun: Was versteht man, wenn man diese Phrase nicht kennt, die Wörter kommen (samt sexueller Bedeutung) und klar hingegen schon?

Und ob es jetzt eine dicke Lippe gab? Na, ich kann mich noch nicht so entscheiden...



Donnerstag, 15. März 2012

Wenn Worte MEINE WORTE wären...

... wären Sie viel wörtlicher und selbstverständlich noch viel schöner!



"Unverblümt" würde bedeuten, keine Blumen zu mögen.



"Unverzüglich" hieße, dass man nicht gern mit dem Zug fährt. 



Unter "postwendend" verstünde man "das Postgebäude auf den Kopf stellen". 



"Untermauern" hieße, unter einer Mauer hindurchzukriechen.



Und "entsetzt" würde jemaden beschreiben, der sich vom Stuhl erhoben hat.









Sonntag, 8. Januar 2012

Somebody That I Used to Know - Walk off the Earth (Gotye - Cover)

Weil's einfach genial ist...

Sowohl die Truppe und ihr Video als auch der Songtext, der echt unter die Haut geht. 



Und jetzt zum Mitsingen:

Now and then I think of when we were together
Like when you said you felt so happy you could die
Told myself that you were right for me
But felt so lonely in your company
But that was love and it's an ache I still remember

You can get addicted to a certain kind of sadness
Like resignation to the end
Always the end
So when we found that we could not make sense
Well you said that we would still be friends
But I'll admit that I was glad that it was over

But you didn't have to cut me off
Make out like it never happened
And that we were nothing
And I don't even need your love
But you treat me like a stranger
And that feels so rough
You didn't have to stoop so low
Have your friends collect your records
And then change your number
I guess that I don't need that though
Now you're just somebody that I used to know 

 
Now and then I think of all the times you screwed me over
But had me believing it was always something that I'd done
And I don't wanna live that way
Reading into every word you say
You said that you could let it go
And I wouldn't catch you hung up on somebody that you used to know...


But you didn't have to cut me off
Make out like it never happened
And that we were nothing
And I don't even need your love
But you treat me like a stranger
And that feels so rough
You didn't have to stoop so low
Have your friends collect your records
And then change your number
I guess that I don't need that though
Now you're just somebody that I used to know

Somebody
I used to know
Somebody
Now you're just somebody that I used to know
Somebody
I used to know
Somebody
Now you're just somebody that I used to know
I used to know
that I used to know
I used to know
Somebody...

Samstag, 7. Januar 2012

Teil 2: Wenn man zum Teufel geht...

...zeigt man ihm höflich den Mittelfinger, dreht sich um und geht joggen. Der ist dann so angepisst, dass er krassen Regen bei 8 Grad schickt - der arme weiß wohl nicht, dass es auch krasse Alien-Frauen gibt, die bei solchem Wetter am liebsten joggen gehen!

Ja, tatsächlich! Heute Morgen als ich aufwachte, war es noch dunkel (was nicht heißen muss, dass es noch früh war, da wir im Schlafzimmer die dunkelsten und dicksten Vorhänge haben, die Ikea hergab). Mein erster Gedanke war: Ich will jetzt joggen! Ein Blick auf die Uhr - 9. Gute Zeit. Ein Blick durchs Wohnzimmerfenster auf die Strasse: nass, menschenleer. Perfekt! Meine Euphorie erledigte den Rest in 10 Minuten: Schlafzimmer; Licht an. Schrank; Joggingzeug an. Mein Mann kriegt die Augen nicht auf, zeigt aber erste Lebenszeichen. Ich teile ihm mit, dass ich joggen gehe, er murmelt etwas von 'stolz auf mich', dreht sich um und zieht die Decke über den Kopf, um ja nicht zu viel Licht abzubekommen. Schuhschrank, Joggingschuhe raus. Da liegt noch der Staub von der letzten Joggingtour drauf - vielleicht ist es aber auch der Staub der vielen Monate, die seitdem vergangen sind. Mütze drauf, dann die Kapuze der Sweatjacke. Ich jogge im Central-Park-Style - allerdings nicht aus modischen Gründen: ich bin einfach zu geizig, die horrenden Preise für Sportklamotten zu zahlen. Das hat manchmal zur Folge, dass mir ältere Damen mit ihren Schoßhündchen eindeutig aus dem Weg gehen, weil sie mich in meinen Schlabberklamotten und Mütze plus Kapuze scheinbar für ein Gangmitglied halten, oder zumindest für kriminell und gefährlich. Dabei bin ich beim Joggen immer am lächeln.

Wie dem auch sei, ich verstaue meinen Haustürschlüssel zwischen Shirt- und Jackenärmel, packe mir ein Tempo in die Jackentasche und los geht's. Herrlich. Rieselnder Regen; auf der Straße außer ein paar Postboten in Regenjacken kein Mensch zu sehen. Der Regen wird stärker. Okay, viel stärker darf er nicht werden, sonst muss ich den größten Teil der Joggingtour in plitschnassen Klamotten bestreiten. Der Park ist nach etwa 10 Minuten und einem Schwindelanfall erreicht. Ich bin so 'was von unfit. Aber ich lächle. Im Park sind außer mir noch 2-3 Jogger und einige Hundebesitzer, die bei dem Wetter heute ausnahmsweise mal lieber keine wären. Das geniale am Regen beim Joggen ist, dass man garantiert keinen Eltern-Kinder-Ausflugsgrüppchen begegnet. Man muss dann also nicht ständig herumtollenden Kindern aus dem Weg gehen und kann tatsächlich in so eine Art Meditation verfallen. Nichts lenkt ab, nichts beansprucht die Konzentration, außer der eigenen Atmung. Ich käme nie auf die Idee, beim Joggen Musik zu hören. Das würde für mich den Entspannungszustand, den seltenen, vollkommenen Einklang von Körper und Seele, zerstören oder zumindest stören.

Für 2 recht große Runden brauche ich gut 20 Minuten. Ein paar Meter muss ich gehen - schon wieder Schwindelanfall. Ich weiß, ich treib's zu bunt, dafür, dass ich im Moment so untrainiert bin - aber ich kann einfach nicht anders. Herrlich. Ach so, das hatte ich schon gesagt. Zu Hause pumpe ich gleich 'nen Liter Wasser weg. Der Mann gibt keinen Laut von sich. Hm. Na gut, dann noch ein paar Sit-ups, wenn ich doch gerade in Fahrt bin. Herrlich. Ach ja, das... Ihr wisst schon.

Bilanz: Insgesamt war ich etwa ne Dreiviertelstunde unterwegs und bin nur 200-300 Meter davon gelaufen und den Rest brav gejoggt. Ich hatte etwa 4 Schwindelanfälle, die ich aber mit simplen Glücksgefühlen vertreiben konnte. Ich fange also nicht wieder mit dem Rauchen an. Dem zeige ich auch den Mittelfinger. Herrlich.

Montag, 2. Januar 2012

Wenn man zum Teufel geht...

...muss man keinen Termin vereinbaren. Man muss nur nach Düsseldorf ziehen. Auch im neuen Jahr bleibt  Manches beim Alten.

Die Feiertage wären geschafft. Die guten Vorsätze haben die Silvesternacht nicht überstanden. Die Sehnsucht nach Frankfurt macht mich fertig. Eine Stadt mit so düsteren Gesichtern, Arroganz und Unfreundlichkeit wie Düsseldorf ist echt nicht zu ertragen. Eben weint ein Besoffener oder sonstig zugedröhnter draußen in der Birkenstraße – wie passend (und nicht erfunden!). Immerhin haben wir jetzt schon seit ein paar Wochen wieder einen Bürgersteig. 


Inzwischen sage ich auch schon 'Flingeraner'! Ich habe gelernt, die Blockade wegen der Assoziation zu 'filigran' zu verdrängen.
Wir haben es auch kurz vor Silvester endlich übers Herz gebracht, uns umzumelden. Wir sind jetzt also offiziell Neudüsseldorfer. Für Chris war es ganz besonders schlimm. ich glaube, es war sogar noch schlimmer als die Niederlage der Eintracht gegen St. Pauli.  Als Neudüsseldorfer wird man mit einem Päckchen für Neudüsseldorfer begrüßt – und der obligatorischen Unfreundlichkeit. In diesem Päckchen bekommt man auch komischerweise ein paar Teebeutel. Die Sorten lassen tief blicken: Muntermacher, Innere Ruhe, Magenfein.


Die Silvesternacht haben wir mit 2 weiteren Neudüsseldorfer-Pärchen verbracht. War eine wirklich schöne Runde. Eins der Pärchen kommt aus Großbritannien. Die Frau lebt noch in London und war nur nach Düsseldorf gekommen, um mit ihrem Freund Silvester zu feiern. Sie ist also keine richtige Neudüsseldorferin, hat mir aber angesichts der Umstände trotzdem Leid getan (auch wenn sie selbst einen sehr fröhlichen Eindruck gemacht hat – lag bestimmt an der Gewissheit, dass sie bald wieder nach London zurückfliegen würde). Jedenfalls erzählte sie, dass ein Londoner Blatt, ein britisches Äquivalent zur  Bild, in einem Ranking, Düsseldorf als die fünftbeste Stadt zum Leben gewählt hat. Sind die wahnsinnig? Daraufhin musste ich natürlich noch mehr trinken. Noch mehr Wein und noch mehr Killepitsch. Der Brite hat übrigens beim "the mandatory Killepitsch" lustigerweise "kill the bitch" verstanden. Also DEN Namen find ich mal richtig cool. Hat 'nen Touch von Tarantino.

Aber zurück zu den Feirtagen. Ich wurde dieses Jahr von der lieben Familie und Freunden nur dreimal gefragt, ob ich schwanger bin. Das letzte Mal nach dem letzten weihnachtlichen Familienessen – und ich habe es auf meinen tagelang gemästeten Bauch zurückgeführt. Muss ich erwähnen, dass ich angepisst war? Ich habe ernsthaft erwogen, wieder mit dem Rauchen anzufangen. Nicht naiv glaubend, dass mir eine Zigarette reichen würde, sondern die volle Sucht in Kauf nehmend. Nur der Gestank ist noch ein Hindernis.

Ich merke es. Es ist wie ein Virus. Ja, ein bisschen so wie in den Zombie-Filmen: Düsseldorf verändert meine Persönlichkeit.
Ich hätte z. B. niemals geglaubt, dass ich mal in einem halben Jahr keine 2 Bücher lesen würde. Seit ich in D-Dorf bin, habe ich keine 2 Bücher gelesen. Von Januar bis Juni 2011 hatte ich in Frankfurt gut 10-12 Bücher verschlungen. Trotz Job, Überstunden, und drei- bis viermal die Woche joggen. Was ich übrigens auch nicht mehr mache. Das erklärt wohl auch den nach 30 Jahren zum ersten Mal nicht mehr flachen Bauch. Ja, ja. Frauen und ihre Probleme. Ich kann das Kopfschütteln beinahe schon hören. Jetzt lenkt mich nicht ab, ich überlege noch, ob ich auf das Engelchen oder Teufelchen hören soll – also joggen oder wieder rauchen? Oder ganz einfach zurück nach Frankfurt. Ja, ganz einfach. 

Auf jeden Fall will ich mich selbst wieder zurück. Und zwar body & soul! Das wird sonst noch 'ne schlimmere fucking Freakshow. 

Also ein glückliches 2012!