...der Herr hat's mir bestätigt.
Die Worte waren laut und überdeutlich artikuliert. Dem Mann lag daran, gehört und verstanden zu werden. Ich saß in der Straßenbahn der Linie 12 mit dem Rücken zur Tür und fand den lauten Spinner des Umdrehens nicht wert. Ich hatte auf dem Nachhauseweg angefangen "Wenn man einen weißen Anzug anhat" von Max Goldt zu lesen und dachte mir jetzt, einen weißen 'Anzug' könnte dieser Freak auch gebrauchen.
Unterbrochen hat mich der Botschafter Gottes am Friedberger Platz. Noch bevor er eingetreten war, hörte man seine Klage:
Ihr Satansbrut. Ihr Satanskinder. Immer in der 12! Immer in der 12! Deswegen fahre ich nicht mehr mit der 12. Die 14 ist in Ordnung. Aber die fährt hier nicht.
Da war ich gerade beim Satz "Ich achte alle Menschen hoch, die sich in der Sterbehospiz-Bewegung um Schwerkranke bemühen, so auch Uschi Glas."
Ich fand, dass die Stimme des Freaks auch ganz gut zu Max Goldt passen würde. Dazu muss natürlich angemerkt werden, dass ich wirklich keine Ahnung habe, wie Goldt klingt, ich kenne ihn nur gelesen - und das auch noch nicht so lang. Das andere Buch, das ich von ihm gelesen habe, war mind-boggling. Jedenfalls wäre der denkbare Unterschied zwischen den beiden Stimmen, dass bei Goldt die Überartikulation zwecks Ironisierung erfolgte, während der Sonderling todernst gemeinten Schwachsinn im Feuer pfeifender Konsonanten schürte.
Jetzt muss ich es aber wissen: Wie klingt Max Goldt wirklich? Mal schauen, ob YouTube etwas für mich hat...
Ja, das wird er sein.
Aber zurück zum Thema. Der Sonderling musste, genauso wie ich, an der nächsten Haltestelle aussteigen. Und als ob es nicht schon reichte, dass er sonderbar war, nein, er musste auch noch unbescheiden sein:
Können Sie mir mal 20 (!!!) Euro LEIHEN? Mark is' ja nicht mehr...
Das brüllte er mir oder auch den anderen vor ihm Flüchtenden hinterher, während ich mich bei Rot über die Straße beeilte, darüber fluchend, dass ich ausgerechnet heute Schuhe mit hohen Absätzen anhatte.
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