Montag, 26. September 2011

Marie-Luise Kaschnitz: Das Interview

Wenn er kommt, der Besucher,
Der Neugierige und dich fragt,
Dann bekenne ihm, daß du keine Briefmarken sammelst,
Keine farbigen Aufnahmen machst,
Keine Kakteen züchtest.
Daß du kein Haus hast,
Keinen Fernsehapparat,
Keine Zimmerlinde.
Daß du nicht weißt,
Warum du dich hinsetzt und schreibst,
Unwillig, weil es dir kein Vergnügen macht.
Daß du den Sinn deines Lebens immer noch nicht Herausgefunden hast, obwohl du schon alt bist.
Daß du geliebt hast, aber unzureichend,
Daß du gekämpft hast, aber mit zaghaften Armen.
Daß du an vielen Orten zu Hause warst,
Aber ein Heimatrecht hast an keinem.
Daß du dich nach dem Tode sehnst und ihn fürchtest.
Daß du kein Beispiel geben kannst als dieses:
Immer noch offen.

Donnerstag, 15. September 2011

Neuer Zettel in Flingern

Ich hatte euch ja schon in dem Beitrag "Heute schon gefingert?" erzählt, dass hier im Haus ständig neue Ankündigungen neben der Klingelanlage hängen. Seit Montag hängt dort ein neuer Zettel und schon als ich ihn aus 20 m Entfernung da hängen sah, wusste ich, das kann nichts Gutes sein. Da wir nun schon seit einer Woche keinen Bürgersteig mehr haben, soll uns am nächsten Montag auch noch das Wasser abgedreht werden. Das soll natürlich "schnellst möglich" wieder laufen, doch ahne ich Schlimmes. In diesen 2,5 Monaten in Düsseldorf haben schon zwei beunruhigende Meldungen im Radio mein Vertrauen an die Düsseldorfer Bauherren ordentlich zum Erschüttern gebracht: Die Pflasterstein-Affäre in der Düsseldorfer Altstadt und die einfach mal so herausfallenden und abstürzenden Fenster des Hochhauses GAP 15 . Die Tatsache, dass jeden Tag ein bisschen mehr Sand, Schlamm. Kies und Schutt sowie ein bisschen weniger Pflaster vor unserer Tür ist, macht mich mächtig nervös. Die feineren Schuhe hab eich erst einmal weggepackt, das kann ich den armen Dingern jetzt wirklich nicht antun. Aber so langsam tun mir selbst die ausgelatschten Turnschuhe leid. Ergo: Wir sprechen hier von bosnischen Zuständen.

Hier sind ein paar Eindrücke. Zunächst die, von vor etwa 2 Wochen:

So ziemlich auf der Höhe der orange-gelben Höllenmaschinen ist unser nettes ruhiges Zuhause:



Und hier unser Bürgersteig, wie er mal war:

 

Seit einer Woche sieht er nämlich so aus:

    



Und nun soll also am Montag das Wasser abgestellt werden. Ob ich jetzt schon langsam die Shampoos, Duschgels und Seifen auch mal wegpacken kann? Ein kleiner Trost: In diesem Teil der Birkenstraße ist Gammellook ziemlich in.



Mittwoch, 14. September 2011

Besitzt du eine stark vibrierende elektrische Zahnbürste...

... und ein Waschbecken, das zufällig neben der Kloschüssel eingebaut ist, dann lässt du beim Zähneputzen lieber immer den Klodeckel zu! Das lernst du an einem Tag, an dem dir die von Zahnpasta und Wasser glitschig gewordene elektrische Zahnbürste aus der Hand gleitet und nach einem gescheiterten Auffangversuch kopfüber in der Kloschüssel landet. Dieses gestern erworbene Wissen wollte ich euch nicht vorenthalten.

Sonst war gestern ein echt guter Tag.  Das bisschen Baustelle vor der Haustür konnte ich locker wegstecken, über die Sache mit der neuen vibrierenden Klobürste konnte ich lachen - und das alles, weil ich am Abend zuvor einen richtig guten Nählauf hatte. Ich kam von der Arbeit nach Hause, fand in der Post eine Bio-Tasche vom dm markt und hatte sogleich die Eingebung, dass es an der Zeit war, den schönen Cord, den ich vor 2 Wochen gekauft hatte, zu einer Tasche zu verarbeiten. Und ich legte los. Um ca. 00:50 war die Tasche fertig. Und ein paar Stunden später bei DaWanda, wo sie sehr gut ankam und schon nach wenigen Stunden meine persönlichen Statistik-Rekorde brach. Zum ersten Mal haben auch Kunden angefragt, die nicht zu meinem Familien- und Freundes-/Bekanntenkreis gehören. Und das war natürlich ein echt schönes Gefühl!

Die original alien City Flower



Abends war dann das 2. Treffen unserer Düsseldorfer facebook-Gruppe. Diesmal waren leider nicht ganz so viele Leute da. Die Champions League dürfte die meisten Männer ferngehalten haben, einige mussten arbeiten etc. Doch die kleine party of 12 hatte auch einen großen Vorteil: Man konnte sich mit allen unterhalten. So habe ich auch einige Mädels besser kennengelernt, die ich letzte Woche nur am Rande wahrgenommen hatte, da sie zu weit weg saßen.

Und die KW 37 hat noch was Gutes für mich mitgebracht: Mein erster komplett von mir getexteter Funkspot ist on air. Jetzt habe ich ihn schon an drei Morgen in Folge gehört. Ja. Auch ein gutes Gefühl. Bis auf den Sprecher, der meinen Text ziemlich nervig gesprochen hat.

Mittwoch, 7. September 2011

You'll know it when you've been "lotterized"!

Es ist passiert. Gestern Abend haben Chris und ich in einer richtig netten Runde geflingert (na, richtig gelesen?). Nebenan im "Lotte", mit lauter Fremden. Na gut, fast.

Eine Kollegin hat vor etwa 2 Wochen auf facebook eine Gruppe gegründet für alle, die entweder neu in der Stadt sind und Anschluss suchen oder aber einfach mal gern mit neuen Leuten was trinken gehen wollen in Düsseldorf. Ich nenn den exakten Gruppennamen hier mal bewusst nicht - wer sie sucht und braucht, wird sie auch finden.

Ich glaube, nicht nur die Gründerin musste staunen als gestern tatsächlich alle, die zugesagt hatten, auch erschienen - und sogar noch ein paar mehr! Ich hatte irgendwie angenommen, es würden Freunde der Gründerin und Freunde/Bekannte dieser Freunde kommen. Es waren aber auch einige da, die die Gruppe einfach bei facebook gefunden und sich ihr angeschlossen haben. Nach dem Prinzip "Fits. Join."

So saßen gestern knapp 30 Leute unterschiedlichster Herkunft, aus den unterschiedlichsten Branchen, mit den unterschiedlichsten Interessen zusammen. Und sie harmonierten! Ab und zu erinnerte das an Speeddating: man tauschte Sitzplätze, um auch ein wenig mit denen zu plaudern, die weiter weg saßen. Das nächste Mal muss auch ich ein bisschen mehr 'wandern'. Dennoch, gut die Hälfte der Leute habe ich schon mal kennenlernen können! Nach dem gestrigen Erfolg, kann ich dieses Konzept wirklich nur loben. Ein so bunter Haufen wäre wahrscheinlich sonst nie zustande gekommen. Schade wär's gewesen.

Und wenn man mit netten Leuten in einer gemütlcihen Kneipe Killepitsch trinkt, dann lächelt auch Düsseldorf einem zu und man wagt für einen Augenblick, daran zu glauben, dass sich hinter der unterkühlten Fassade ein feuchtfröhlicher Freund versteckt. Oder so.


Nachtrag: Ich sehe gerade, die Gründerin und Profi-Socializerin hat in ihrem Blog auch einen Beitrag über die Gruppe (vor dem Treffen) verfasst. Hier lesen.