Samstag, 30. Juni 2012

von unterwegs...


ich habe jahrelang gewartet, um mich letztendlich mit anfang 30 auf die suche nach der verlorenen zeit zu machen. und nun liegt marcel proust zwischen meinen schenkeln. angelesen, doch noch nicht warmgelesen. er wird mich doch nicht etwa enttäuschen? mein kopf hat seinen eigenen kopf, er hat gerade eine unbändige lust, auf der harten rückenlehne des bussitzes abzuhängen. und nichts weiter. jemand hatte es schon nach 20 min fahrt geschafft, die toilette zu verstopfen. der busfahrer hält, badet quasi die scheiße aus. mein kopf filtert den geruch weg. ich bin nicht hier. ich bin in den weichen weißen wolken. kopflos. weil er mich sonst nicht freilässt.
eine ältere dame beschuldigt 2 jungs, noch unter 10, die ihr verdächtig oft um die toilette geschlichen sind. sie macht es gleich zweimal. mir tun die kinder leid. ich filtere sie alle weg. da fällt mir ein, neulich im fernsehen gehört zu haben, die deutschen seien mecker-weltmeister. das passiert nur, wenn es einem recht gut geht. also kein grund zur besorgnis. ich denke an die eine stunde shiatsu-massage, die ich mir am donnerstag im urlaub in st. peter-ording gegönnt habe. ich versuche, mich in den entspannten zustand dieser einen stunde hineinzuversetzen. unmöglich. mein körper, so voller spannung, so unbequem sitzend, ist zu präsent. mein kopf - ich kann nicht entscheiden, ob er sich nun zu sehr oder zu wenig dem körper widmet. und seinem unbehagen. oder ist gerade das unbehagen kopfsache? marcel wimmert leise, mit dem gesicht nach unten, auf meinem schoß. "der roman marcel prousts ist ein werk der erinnerung, beschwörung des vergangenen lebens." sagt die rückklappe. die erinnerung, denke ich, die sitzt tief. vielleicht ist das ihre einzig richtige platzierung. vielleicht, denke ich, sollte sie da bleiben. sie ist eine andere als ich.

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