Samstag, 22. Mai 2010

Kleiner und Kleines gebären nach herbeigesehnter Apokalypse eine neue Meinung

Das wird jetzt gleich ein bisschen krass. Die zart Besaiteten oder sehr romantisch Veranlagten, sollten das hier lieber überspringen. Für die Neugierigen und Mutigen: Wenn ich krass anfange, dann habt ihr das Schlimmste gleich hinter euch und könnt euch damit trösten, dass es nur besser werden kann.
Das Folgende war damals (vor gut 7 Jahren) ein Protestschrei gegen die heuchlerische Praxis:



Sei nicht traurig, Kleines
Sagte er

Dann nenne mir einen Grund

So ist die Welt,
So ist die Zeit

Schalt sie aus
Für sie bin ich nicht bereit

Zu spät, Kleines
Was willst du tun?
Sie rufen schon den Moloch

Nichts kann er mir tun
Ich fürchte ihn nicht

Gib dich nicht auf
Und sie auch nicht

Sie spucken
Ich blute
Sie schenkten mir
Ich schenkte mich nicht
Zu viel, zu wenig
Wer kann’s schon sagen

Hör niemals
Niemals auf

Ich will alles
Sag jetzt nicht: Werd erwachsen!

Du musst
Sonst werden sie dich opfern

Was kann ich schon anrichten...

Auch Würmer werden zur Plage
Sie werden dir vorbeugen
Stell dich nicht dumm
Du selbst hast so gewählt
Du versinkst in der Gülle
Und schreist nach mehr
Du nimmst ein Bad im Erbrochenen
Nur damit sie zu erwidern anfangen

Hey Kleiner
Lass doch den Zug
Ohne uns weiterziehen
Hier ist 'ne solide Bahnhofstoilette
Mit allen Kulturen, die dazu gehören
Wollen wir nicht hier Liebe machen?
Wollen wir nicht hier den ersten Wein trinken?
Ich will dich hier,
Ich werde nichts bekämpfen

An diesem Abend
Auf der besagten Toilette
Als Kleines kam
Wuchs es aus ihr:

Ich glaube, ich muss mir mehr nehmen
Als dieses Stück Fleisch -
Etwas mehr Seele, etwas mehr Geist.

Da riss sie ihren Mund auf
Und ab war sein Kopf

Verzeih mir, Kleiner
Anders kann ich nicht.
Es besagt die Selektion:
Entweder ich dich
Oder du mich

So ist die Welt
Reich der ewigen Irrzüge
Seine voluminösen Gehirne
Seit Geburt entstellt

II

Bist du schon bereit?

Alles zu bekommen und
Alles zu verlieren
Für die Geburt
Für den Tod
Für den Fick deines Lebens
Für die Leere danach
Für die Blamage des Jahrhunderts
Den Ruhm danach
Für verblühte Lorbeeren

Dinge beim Namen zu nennen
Mich
Beim Namen zu nennen

Auf der Suche nach dem Sinn
in einer Ordnung im Namen der Zivilisation
Tagelang zu warten
Monate zu verschwenden
Jahre zu opfern

Dich vor Scham zu verstecken
Dich von dem Gewissen brechen zu lassen
Nur um entzweit wieder hochzukommen,
Mit der Erkenntnis:
Zu zweit schläft es sich viel besser

Bereit,
Zu leben mit der Gewissheit,
Dass alles ungewiss ist,
Dass du den Kopf eigentlich nicht gebraucht,
Dass er in mir besser aufgehoben

Zu schade, Kleiner,
Dass du jetzt für immer schweigst -
Andererseits...

Ich kotz dich einfach raus
Ich weiß, du stehst drauf

Daraufhin beginnt die Welt zu beben,
Abgründe tun sich auf,
Verschlucken
Himmelhoche Brocken verstaubter Eitelkeit
Und gebären

Eine neue Meinung.

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