Samstag, 7. Januar 2012

Teil 2: Wenn man zum Teufel geht...

...zeigt man ihm höflich den Mittelfinger, dreht sich um und geht joggen. Der ist dann so angepisst, dass er krassen Regen bei 8 Grad schickt - der arme weiß wohl nicht, dass es auch krasse Alien-Frauen gibt, die bei solchem Wetter am liebsten joggen gehen!

Ja, tatsächlich! Heute Morgen als ich aufwachte, war es noch dunkel (was nicht heißen muss, dass es noch früh war, da wir im Schlafzimmer die dunkelsten und dicksten Vorhänge haben, die Ikea hergab). Mein erster Gedanke war: Ich will jetzt joggen! Ein Blick auf die Uhr - 9. Gute Zeit. Ein Blick durchs Wohnzimmerfenster auf die Strasse: nass, menschenleer. Perfekt! Meine Euphorie erledigte den Rest in 10 Minuten: Schlafzimmer; Licht an. Schrank; Joggingzeug an. Mein Mann kriegt die Augen nicht auf, zeigt aber erste Lebenszeichen. Ich teile ihm mit, dass ich joggen gehe, er murmelt etwas von 'stolz auf mich', dreht sich um und zieht die Decke über den Kopf, um ja nicht zu viel Licht abzubekommen. Schuhschrank, Joggingschuhe raus. Da liegt noch der Staub von der letzten Joggingtour drauf - vielleicht ist es aber auch der Staub der vielen Monate, die seitdem vergangen sind. Mütze drauf, dann die Kapuze der Sweatjacke. Ich jogge im Central-Park-Style - allerdings nicht aus modischen Gründen: ich bin einfach zu geizig, die horrenden Preise für Sportklamotten zu zahlen. Das hat manchmal zur Folge, dass mir ältere Damen mit ihren Schoßhündchen eindeutig aus dem Weg gehen, weil sie mich in meinen Schlabberklamotten und Mütze plus Kapuze scheinbar für ein Gangmitglied halten, oder zumindest für kriminell und gefährlich. Dabei bin ich beim Joggen immer am lächeln.

Wie dem auch sei, ich verstaue meinen Haustürschlüssel zwischen Shirt- und Jackenärmel, packe mir ein Tempo in die Jackentasche und los geht's. Herrlich. Rieselnder Regen; auf der Straße außer ein paar Postboten in Regenjacken kein Mensch zu sehen. Der Regen wird stärker. Okay, viel stärker darf er nicht werden, sonst muss ich den größten Teil der Joggingtour in plitschnassen Klamotten bestreiten. Der Park ist nach etwa 10 Minuten und einem Schwindelanfall erreicht. Ich bin so 'was von unfit. Aber ich lächle. Im Park sind außer mir noch 2-3 Jogger und einige Hundebesitzer, die bei dem Wetter heute ausnahmsweise mal lieber keine wären. Das geniale am Regen beim Joggen ist, dass man garantiert keinen Eltern-Kinder-Ausflugsgrüppchen begegnet. Man muss dann also nicht ständig herumtollenden Kindern aus dem Weg gehen und kann tatsächlich in so eine Art Meditation verfallen. Nichts lenkt ab, nichts beansprucht die Konzentration, außer der eigenen Atmung. Ich käme nie auf die Idee, beim Joggen Musik zu hören. Das würde für mich den Entspannungszustand, den seltenen, vollkommenen Einklang von Körper und Seele, zerstören oder zumindest stören.

Für 2 recht große Runden brauche ich gut 20 Minuten. Ein paar Meter muss ich gehen - schon wieder Schwindelanfall. Ich weiß, ich treib's zu bunt, dafür, dass ich im Moment so untrainiert bin - aber ich kann einfach nicht anders. Herrlich. Ach so, das hatte ich schon gesagt. Zu Hause pumpe ich gleich 'nen Liter Wasser weg. Der Mann gibt keinen Laut von sich. Hm. Na gut, dann noch ein paar Sit-ups, wenn ich doch gerade in Fahrt bin. Herrlich. Ach ja, das... Ihr wisst schon.

Bilanz: Insgesamt war ich etwa ne Dreiviertelstunde unterwegs und bin nur 200-300 Meter davon gelaufen und den Rest brav gejoggt. Ich hatte etwa 4 Schwindelanfälle, die ich aber mit simplen Glücksgefühlen vertreiben konnte. Ich fange also nicht wieder mit dem Rauchen an. Dem zeige ich auch den Mittelfinger. Herrlich.

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