Donnerstag, 6. Januar 2011

Charles Baudelaire: Der Vampir

Du, die wie ein Messerstoß
In mein stöhnend Herz gedrungen,
Die wie wilden Heeres Troß
Wüst und prangend mich bezwungen,


Die erniedrigt meinen Geist
Sich zur Wohn- und Lagerstätte;
Scheusal, an das ich geschweißt
Wie der Sträfling an der Kette

Wie der Spieler an die Sucht,
Wie der Trinker an das Glas,
Wie an das Gewürm das Aas -
Sei verflucht du, sei verflucht!

Mir die Freiheit zu erringen,
Flehte ich das rasche Schwert,
Meine Feigheit zu bezwingen,
Hab ich tückisch Gift begehrt.

Gift und Schwert - verächtlich böse
Boten sie mir Wort, die zwei:
Bist nicht wert, daß man dich löse
Aus verworfner Sklaverei

Narr! wenn von der Herrschaft Schrecken
Dich befreite unser Mut,
Würdest du mit frischer Glut
Den Vampir zum Leben wecken.

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